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September 2002

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Leid und LVM

Ein Editorial von Christian Hennecke, Herausgeber des VOICE Newsletter.

Lassen Sie mich Ihnen eine kleine Geschichte über LVM erzählen. Kürzlich habe ich sowohl seine guten als auch seine schlechten Seiten kennengelernt, und die letzteren haben mich ein paar Dinge schmerzlich vermissen lassen.

Zuerst zu den guten Seiten. In der letzten Zeit hatte ich sehr unangenehme Probleme mit meinem Hauptrechner, der seit der Installation der Treiber für meine neue ISDN-Karte oft mit einem TRAP abstürzte. Kurz und gut, nachdem ich viel ausprobiert hatte, entschloß ich mich, eine Dump-Partition anzulegen, um einfacher die Informationen des TRAP-Bildschirms aufzeichnen zu können, als sie von Hand aufzuschreiben, und um einen Speicherauszug zur Hand zu haben, falls Scott Garfinkle danach fragen sollte, wenn ich in comp.os.os2.bugs von meinen Problemen berichtete. Ich hatte so etwas schon einmal vor zwei Jahren getan, als ich noch Warp 4 benutzte, und erinnerte mich noch daran, daß das ganze aufgrund bestimmter Einschränkungen, denen eine Dump-Partition unterliegt, eine ziemlich knifflige Sache war. Dies traf im besonderen zu, weil ich zu der Zeit noch Henk Kelders Partitionsfilter verwendete, um auf meine FAT32-Partitionen zuzugreifen. Um eine weitere lange, lange Geschichte kurz zu machen: es war der reinste Spießrutenlauf, bis alles funktionierte.

Mit dem Erscheinen von LVM auf der Bühne kam nun auch die Freiheit, Laufwerksbuchstaben nach eigenem Gusto zu vergeben; zudem hat Scott die Speicherauszugsfunktion etwas modifiziert. Infolgedessen war die Einrichtung der neuen Dump-Partition ein Kinderspiel. Ich löschte die Partition, in der ich heruntergeladene Dateien aufbewahre, bis sie auf CD gebrannt werden, legte eine Dump-Partition und eine nun etwas kleinere für die Downloads an, wies der Dump-Partition einen Laufwerksbuchstaben zu, der die bestehende Reihenfolge und damit meine Anwendungen nicht durcheinanderbringen würde, fügte der CONFIG.SYS die entsprechenden Anweisungen hinzu und alles funktionierte ordnungsgemäß. Es gibt immer noch ein paar Einschränkungen bezüglich der Plazierung der Dump-Partition, aber diesmal war es trotzdem viel, viel einfacher als zuvor.

Kommen wir nun zu den weniger angenehmen Eigenschaften des ganzen. Vor einiger Zeit kam ich auf die Idee, meine Kenntnisse durch Einarbeitung in Linux zu erweitern. Vor einigen Tagen also besorgte ich mir die neueste Mandrake-Distribution und machte mich an deren Installation. Dazu mußten ein paar neuen Partitionen angelegt werden, und ich wußte, daß LVM Probleme bekommt, wenn dies mit anderen Programmen durchgeführt wird, weil er zusätzliche Informationen außerhalb der Partitionstabelle speichert, von denen andere Programme nichts wissen und die deswegen nicht angepaßt werden, wenn die Struktur geändert wird. Also folgte ich den Ratschlägen der Anwender im Usenet und legte die erforderlichen Partitionen vor der Installation mit LVM an. Linux würde sie einfach mit seinem eigenen Dateisystem formatieren und alles wäre in Ordnung. Dachte ich.

Die Formatierung und das Festlegen der Mount-Punkte schien ohne Probleme zu erfolgen, die Installation selbst wurde jedoch sofort abgebrochen. Ich hatte so etwas schon einmal erlebt und vermutete, daß Linux die Plazierung der Partitionen nicht zusagte. Ein Systemneustart und eine andere Konfiguration würden das Problem sicherlich beheben. Ha! Beim Start zeigte LVM eine Warnmeldung an, daß die Partitionstabelle des Laufwerkes, das ich für Linux vorgesehen hatte, beschädigt sei. Aufgrund dessen ließ mich LVM weder neue Partitionen anlegen, noch den MBR neuschreiben. Auch konnte ich nicht mehr von der Wartungspartition starten. DFSee half auch nicht weiter (vielleicht habe ich auch nicht die richtigen Befehle benutzt, wer weiß). Ich kann den Schuldigen leider nicht benennen - LVM, Linux oder vielleicht hatte die Festplatte auch nur einen schlechten Tag -, noch kann ich sagen, wann genau das Problem verursacht wurde. Jedenfalls umfaßte die Reparatur das Ausbauen der Festplatte und des Controllers, deren Einbau in den Rechner eines Freundes, Stunden des Hin-und-her-Kopierens von Dateien, die Low-Level-Formatierung der Festplatte und natürlich wieder den Einbau in meinen Rechner.

Lassen Sie uns das also eine Lehre sein. Es gibt drei Dinge, die wir daraus lernen können: Erstens sollte man immer eine komplette, funktionierende Sicherungskopie haben, wenn man so etwas versucht. Außerdem sollte man sichergehen, eine funktionierende Sicherungskopie zu haben. Und es kann auch nicht schaden, eine Sich... Scherz beiseite, es gibt noch mehr. Zweitens scheint es nicht empfehlenswert zu sein, Betriebssysteme mit untereinander inkompatiblen Dateisystemen auf derselben Festplatte zu betreiben. Soweit möglich, sollte man eine eigene Festplatte verwenden. Falls irgendetwas schief geht, sollte man dann die Platte immer löschen und von vorn anfangen können, ohne daß man die Möglichkeit verliert, eines der anderen Systeme zu starten.

Am wichtigsten ist für mich jedoch der dritte Punkt. Irgendetwas geht irgendwann schief und dann braucht man etwas, mit dem man den Schaden rückgängig machen, reparieren oder begrenzen kann. Alles, was einem dabei hilft, Schäden von vorneherein zu vermeiden, ist natürlich ebenfalls höchst willkommen. Wenn ich mich jedoch umschaue, so ist weit und breit fast nichts von solchen Programmen zu sehen. Nachdem sie anscheinend IBMs Angebot, bei der Implementierung der Unterstützung für LVM zu helfen, zurückgewiesen hatten, entfernte Power Quest sogar die HPFS-Unterstützung aus Partition Magic. Und kaum jemand scheint sich darum zu kümmern. Mittlerweile bietet DFSee ein paar Möglichkeiten wie das Sichern und Wiederherstellen der Partitionstabelle und der damit verbundenen LVM-Daten. Im Laufe der letzten Jahre hat Jan van Wijk auch Funktionen eingebaut, mit denen FAT(32)-, NTFS- und HPFS-Partitionen verkleinert und HPFS-Partitionen mit ein paar Tricks vergrößert werden können. Aber das Programm ist immer noch schwer zu benutzen und jeder, der nicht genau weiß, was er tut, riskiert dabei schnell, sein System zu beschädigen.
Es ist also nicht möglich, Partitionen auf LVM-Systemen auf einfache Weise in der Größe zu verändern (und ich meine hier ein echtes Verändern der Größe im Gegensatz zum Vergrößern eines Volumens durch Hinzufügen einer weiteren Partition) oder zu verschieben. Zudem gibt es keine Möglichkeit, versehentlich gelöschte Dateien auf JFS-Laufwerken wiederherzustellen. (Nein, ich sehe die eingebaute DELDIR-Funktion nicht als eine vernünftige Lösung an.)

Jahre nach der Einführung von LVM und JFS durch WSeB fehlen OS/2 hierfür immer noch essentielle Dienstprogramme. DFSee ist schon sehr gereift, es mangelt ihm aber immer noch an wichtigen Funktionen und es ist viel zu kompliziert in der Bedienung. Was wir brauchen, ist etwas mit einem Interface wie bei Partition Magic, mit dem man beispielsweise Partitionen einfach durch Verschieben einiger Balkengrafiken verschieben und in der Größe verändern kann, wonach das Programm dann die entsprechenden Befehle zusammenstellt. Stellen Sie sich solch ein Interface für das schnelle und einfache Arbeiten vor, sowie einen Experten-Modus für z.B. automatisierte Operationen und tiefer gehende, komplexere Änderungen. Nicht nur Heimanwendern, sondern auch Firmenkunden dürfte ein Stein vom Herzen fallen, wenn jemand solch ein Programm herausbringen würde. Dies ist eine gute Gelegenheit für Entwickler mit entsprechenden Kenntnissen. Ich schätze, daß der Hersteller eines guten, einfach zu bedienenden Produktes für die Festplattenwartung mit voller Unterstützung für LVM, JFS und andere Dateisysteme gut daran verdienen könnte, und das nicht nur auf dem OS/2-Markt. (Ein Toolkit für LVM gibt es übrigens unter http://www.cs-club.org/~alex/os2/lvm/index.html.) Er könnte auf mich als Kunden zählen.

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Diesen Monat erklärt Stan Sidlov, wie man mit der richtigen Soft- und Hardware Schneller im Netzwerk drucken und auch noch Energie sparen kann. IBM hat, wie üblich kaum bemerkt, ein Paket herausgebracht, das Ihnen dabei helfen kann.

Die Menge an SPAM-E-Mails, der wir ausgesetzt sind, wächst beinahe täglich. Während die meisten nur mit den Dingen konfrontiert werden, die der Provider übriggelassen hat, und ihre Clients benutzen, um etwas dagegen zu unternehmen, gilt es für diejenigen, die einen E-Mail-Server als Provider oder für ein lokales Netzwerk betreiben, andere Maßnahmen zu ergreifen. Für die Anwender des E-Mail-Servers Weasel zeigt Michael W. Cocke eine Möglichkeit auf, Weaselfilter gegen E-Mail-Anlagen einzusetzen, den neuesten Trick der Spammer.

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Mit DrDialog, oder: Wie ich lernte, REXX zu lieben - Teil 1 beginnt Stanley Kubrick, äh, Thomas Klein eine Serie zur Einführung in die Entwicklung von REXX-Programmen mit graphischer Benutzerschnittstelle mit Hilfe der gratis verfügbaren Entwicklungsumgebung DrDialog von IBM. Sie sollte für jeden von Interesse sein, besonders für diejenigen, die schon immer ihre eigene OS/2-Anwendung schreiben wollten, bisher aber vor der steilen Lernkurve bei PM-Programmierung zurückgeschreckt sind.

In einem weiteren Artikel zu digitaler Photographie, stellt Jason R. Stefanovich Photomesa 1.3 vor, ein Java-Programm, das Ihnen helfen kann, mit der Unordnung fertigzuwerden, die gewöhnlich entsteht, wenn man viel photographiert, und Ihre Dateien zu ordnen.

Schließlich gibt es wie immer die Seite mit OS/2-Tips und Leserbriefe, Addenda, Errata. Wenn Sie irgendwelche Tips zu OS/2 oder eCS entdeckt haben, senden Sie diese bitte an tips@os2voice.org. Wenn Sie irgendwelche Kommentare oder Vorschläge den Newsletter oder die Artikel darin betreffend abgeben möchten, senden Sie diese bitte an editor@os2voice.org.

Das wäre es für diesen Monat. Zukünftige Artikel umfassen weitere Teile der Serie über REXX und Dr.Dialog sowie einen Test eines SanDisk USB-Lesegerätes für Speichermodule.

Mark Dodel, Christian Hennecke und Jason R Stefanovich
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