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November 2001

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Festplattenpartitionierung unter OS/2 WARP - Teil 2

Von Eric Baerwaldt © November 2001

Nachdem im ersten Teil dieses Beitrags die Hilfsprogramme der Firma Power Quest besprochen worden sind, sollen nun einige praktische Tips zur sinnvollen individuellen Einrichtung von OS/2 WARP folgen.

Bei den heute gängigen Festplattenkapazitäten macht es wenig Sinn, auf einer Platte lediglich eine einzige Partition von vielen Gigabyte Größe anzulegen. Die Nachteile einer solchen zwar einfachen, aber nicht der Sicherheit dienenden Konfiguration sind offensichtlich: Wird durch einen mechanischen Defekt der Festplatte die Partition beschädigt, gestaltet es sich für den Anwender unter Umständen sehr mühsam, seine Daten zu rekonstruieren. Auch die zügige Wiederherstellung eines voll funktionstüchtigen Gesamtsystems wird im Falle eines solchen Defekts bei nur einer Partition auf einer Festplatte erheblich erschwert. Deshalb sollten zumindest zwei primäre Partitionen auf der Festplatte eingerichtet werden, nämlich eine Arbeitspartition und eine Wartungspartition. Zudem ist zu berücksichtigen, daß der Boot-Manager ebenfalls in einer primären Partition installiert werden muß. Eine solche Konfiguration mit einer Arbeits- und einer Wartungspartition bietet neben der Option, von der Wartungspartition aus Defekte an der Arbeitspartition reparieren zu können, zusätzlich den Vorteil, daß in der Wartungspartition ein Backup wichtiger Dateien abgelegt werden kann.

Wer - wie heute nicht selten anzutreffen - über eine Festplatte mit mehr als zehn Gigabyte Gesamtkapazität verfügt, sollte jedoch bei der Einrichtung von OS/2 WARP aus Gründen der Flexibilität und Datensicherheit ein anderes Konzept verfolgen. In einem solchen Fall erscheint es sinnvoll, eine strikte Trennung von Betriebssystem, Applikationssoftware und Daten durchzuführen. In einer relativ kleinen Primärpartition könnte das Betriebssystem eingerichtet werden, während in zwei logischen Laufwerken, die sich in einer erweiterten Partition befinden, einerseits die Applikationsprogramme und zum anderen die persönlichen Dateien abgelegt werden. Bei dieser Lösung ist darauf zu achten, daß die Partition für Applikationen nicht zu klein gewählt wird - Boliden wie die Lotus SmartSuite oder auch Star Office belegen bei einer ordentlichen Einrichtung allein mehrere hundert Megabyte Plattenplatz, und es werden sicherlich noch andere Programme installiert werden, die ebenfalls nach reichlich freier Festplattenkapazität verlangen. Auch das zweite logische Laufwerk, das zur Ablage der Dateien dient, darf nicht zu klein ausfallen. Insbesondere jene Anwender, die extrem speicherintensive Programme nutzen möchten wie z.B. Bildbearbeitungssoftware, sollten sich bewußt sein, daß Bilder mit einer hohen Auflösung sehr viel Speicherplatz benötigen. Gleiches gilt auch dann, wenn ein angeschlossener CD-ROM-Brenner sinnvoll eingesetzt werden soll oder DMS-Software unter OS/2 WARP ihren Dienst verrichtet. Bei EIDE-Systemen empfiehlt es sich wegen der schlechten Durchsatzraten nicht, "on the fly", also direkt von CD-ROM oder Audio-CD, auf die CD-R oder CD-RW zu brennen, da hier stets bei stark belasteten Systemen die Gefahr eines "Buffer underrun" besteht. Nützlich erscheint es daher, zunächst Imagedateien von zu brennenden CD-ROMs auf der Festplatte abzulegen und diese anschließend in einem gesonderten Arbeitsgang auf die CD-R oder CD-RW zu brennen. Selbstredend sollten auch die logischen Laufwerke in der erweiterten Partition mit dem HPFS- Dateisystem formatiert werden, um eine schnell eintretende Fragmentierung und einen damit einhergehenden Geschwindigkeitsverlust zu vermeiden.

Sollte sich auf der Festplatte noch freier Speicherplatz befinden und verfügt der Anwender über das im ersten Teil dieses Beitrags besprochene Programm DriveImage von Power Quest (oder das im Funktionsumfang etwas reduzierte, aber auch in der aktuellen Version das HPFS- Dateisystem unterstützende DriveCopy desselben Herstellers), so empfiehlt sich die Anlage einer weiteren Partition, in der die Imagedateien der kompletten anderen Partitionen abgelegt werden können. Diese Partition muß allerdings zwingend mit dem Dateisystem FAT formatiert werden, da ansonsten DriveImage als DOS-Programm nicht in der Lage ist, die Partition zu erkennen und somit die Anlage eines Images fehlschlägt. Mit diesen Imagedateien ist die Rekonstruktion eines beschädigten Systems innerhalb von wenigen Minuten vollständig und zuverlässig durchführbar, ohne daß umständliche Neuinstallationen des Betriebssystems und der Applikationssoftware vorgenommen werden müssen. Im Falle einer Reparatur ist jedoch strikt darauf zu achten, daß die Reihenfolge der Partitionen eingehalten wird, da ansonsten die Laufwerksbuchstaben differieren, was zwangsläufig zum Systemstillstand führt. Auch ist die FAT-Partition, sofern sie nicht am Anfang der Festplatte liegt, nicht bootfähig, was aber zu verschmerzen sein dürfte.

Verfügt der Anwender über ein System mit zwei Festplatten, so bieten sich noch andere Möglichkeiten. In diesem Fall lassen sich - was insbesondere für Entwickler relevant erscheint, die ihre Software auf mehreren Betriebssystemversionen testen wollen - verschiedene Releases von OS/2 WARP und der eComStation auf den beiden Festplatten installieren und natürlich mithilfe des Boot-Managers (oder eines äquivalenten Produkts eines Drittherstellers) ansteuern. Ein Beispiel für solch eine Konfiguration möchte ich im folgenden erläutern. Der Rechner, ein IBM 9577-STG, ist mit zwei SCSI-Controllern ausgestattet, von denen einer zur Ansteuerung der beiden internen Festplattenlaufwerke genutzt wird. Neben einer älteren 1 GB-Platte IBM DPES-31080, die nach dem Fast SCSI-2-Standard arbeitet, tut eine aktuelle 9,1 GB-Platte vom Typ IBM DDYS-T09170 in der Maschine Dienst, die dem Ultra-3-Wide-SCSI-Standard entspricht. Da das SCSI-Bussystem so ausgelegt ist, daß schnellere und langsamere Komponenten sich nicht gegenseitig negativ beeinflussen, sondern jede Festplatte mit der höchstmöglichen Geschwindigkeit angesprochen wird, kann die langsamere SCSI-2-Platte nicht die dramatisch schnellere neue Festplatte ausbremsen. (Vorausgesetzt, die langsame Platte wird an den entsprechenden Kanal eines U2W- oder U3W-Controllers angeschlossen.) Die Konfiguration des Rechners sieht in unserem Beispiel wie folgt aus: Auf der ersten, schnellen Festplatte befinden sich neben dem Boot-Manager zwei primäre Partitionen mit dem HPFS-Dateisystem, nämlich die Betriebssystempartitionen für OS/2 WARP v.3 und für die eComStation. In einem logischen Laufwerk mit HPFS-Dateisystem befinden sich Applikationsprogramme, auf die die beiden Betriebssysteme gemeinsam zugreifen können. Ein weiteres logisches Laufwerk in dieser erweiterten Partition beherbergt verschiedene DriveImage-Festplattenimages. Dieses Laufwerk ist mit dem FAT-Dateisystem formatiert. Die zweite, langsamere Festplatte schließlich ist lediglich mit einer einzigen primären HPFS-Partition ausgestattet, in der sich OS/2 WARP v.4.51 befindet. Auch diese Festplatte greift auf die Applikationspartition der ersten Platte zu, so daß sich beim Start und dem Abarbeiten von Programmen ein deutlich spürbarer Geschwindigkeitsvorteil ergibt gegenüber einer Speicherung auf der langsamen Festplatte. Zusätzlich wurde die Swap-Datei von OS/2 WARP v.4.51 von Laufwerk D: (also der langsameren Fast-SCSI-2-Platte) auf die erste, schnelle Festplatte verlegt, was eine weitere Geschwindigkeitssteigerung nach sich zieht.


Abb.1: Ausgabebildschirm Partinfo

Eine reine Datenpartition ist hier deshalb nicht angelegt, weil mithilfe der regelmäßig aktualisierten DriveImage-Dateien und ebenso regelmäßig angelegter CD-ROM-Images eine hinreichende Datensicherheit gewährleistet ist. Zudem bieten SCSI-Subsysteme eine wesentlich bessere Festplattenhardware mit deutlich weniger Ausfallintervallen als EIDE-Systeme, so daß auf diverse redundante Systeme aus Erfahrung verzichtet werden kann.

Abschließend sei darauf hingewiesen, daß bei entsprechender Partitionierung der Festplatte(n), sorgfältiger Konfiguration des Gesamtsystems, Verwendung hochwertiger Komponenten (SCSI anstatt EIDE, ECC-Speicher etc.) und regelmäßiger Pflege und Wartung der einzelnen Partitionen ein System unter OS/2 WARP oder der eComStation durchaus mehrere Jahre lang im Einsatz sein kann ohne Datenverluste oder aufwendige Rekonstruktionsarbeiten. Auch hier gilt die Devise "Wer billig kauft, kauft teuer.", so daß der vermeintlich auf den ersten Blick billigsten Lösung im Sinne der Datensicherheit und -integrität in jedem Fall eine etwas aufwendigere Konfiguration vorzuziehen ist.


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