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Juni 2001

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Die Wiederbelebung eines AT-Gehäuses

Von Chris Ayers ©Mai 2001, Übersetzung: Thomas Klein

Brauchen Sie einen weiteren Computer zur Datenablage? Oder als Internet-Gateway? Vielleicht auch, um ein anderes Betriebssystem zunächst zu testen, bevor Sie es auch Ihre "echten" Daten loslassen? Brauchen die Kinder einen anderen PC für Ihre Hausaufgaben? Schauen wir den Tatsachen in's Auge: Für einen Haushalt reicht heutzutage ein Computer allein schon fast nicht mehr aus. Die Nachfrage nach Computernutzung steigt stetig und das Warten bis man an der Reihe ist fällt um so schwerer. Doch anstelle der Anschaffung neuer Geräte - warum nicht einen alten Rechner aufrüsten, der ohnehin nur noch als Briefbeschwerer dahinvegetiert?

Auch wenn für einen Rechner die Zeit des Aufrüstens gekommen ist, enthält er mitunter noch viele nützliche Komponenten, die an anderer Stelle eingesetzt werden können. Der alte 386er oder 486er Prozessor ist vielleicht nicht mehr der schnellste, und mit einer großen Menge Speicher wird ein solches Gerät auch nicht unbedingt aufwarten können, aber alles andere kann schon sehr von Nutzen sein. Beispielsweise ist ein 56K-Modem an einem modernen Rechner genauso schnell wie an einem antiken Modell - und kann daher direkt übernommen werden. Auf der anderen Seite sind die Preise für die alten Speicherbausteine mittlerweile so hoch, daß dafür ein Großteil des Aufrüstungsbudgets draufgehen würde - es muß also ein Mainboard mit neuen Speicherbänken her. Wenn Sie dann - wie ich - in ein erstklassiges Gehäuse investiert haben, besteht um so weniger Grund, dieses samt Netzteil und anderer interner Komponenten zu entsorgen und einen neuen PC zu kaufen.

Dies ist die Geschichte eines Computers, den ich wiederbelebt habe. Er erblickte das Licht der Welt als 486DX-33 zu einer Zeit, als das noch ein Knaller war. Ich machte mich auf die Suche und fand ein GigaByte GA- 6VA7+, welches einerseits in das AT-Gehäuse passt, andererseits aber moderne Prozessoren unterstützt. Es gibt noch andere da draußen, aber dieses war das erste, zu dem ich auch die passende Hardware besorgen konnte: Ein Pentium III-733 FCPGA Prozessor mit Kühlkörper und Lüfter und 256 MB SDRAM vervollständigten die Basisaufrüstung. Das alles hat ca. 325,00 US-Dollar gekostet und stammte von eBay und unterschiedlichen Händlern. Das Board unterstützt auch Celeron Prozessoren. Es verfügt über einen 1X AGP Steckplatz sowie 4 PCI- und 2 ISA-Steckplätze, darunter ein kombinierter PCI/ISA. Es unterstützt bis zu 768 MB RAM in 3 DIMMs. Für die detaillierten Angaben sollten Sie die Gigabyte Website besuchen - die Adresse hierzu entnehmen Sie bitte der Aufstellung am Ende.

Was die Betriebsysteme angeht, so befinden sich sowohl Windows ME als auch OS/2 Warp 4 mit Fixpak 15 darauf. Ich habe Indelible Blue's WarpUp-CD verwendet, um Fixpak 15, device driver pack 2, MPTS 16-Bit updates, Peer-Netzwerk-Update, USB-Treiber und so weiter darauf zu installieren. Die USB-Treiber der WarpUp-CD lassen sich problemlos installieren - der Chipsatz wird also erkannt. Zunächst wurden nicht mehr als 64MB des Hauptspeichers erkannt. Gerettet hat mich dann (wie schon des öfteren) Daniela Engert. Ihr PATCHLDR.ZIP, verfügbar bei Hobbes, ermöglichte es OS/2 dann, die ganzen 256 MB zu erkennen. OS/2 scheint tadellos zu laufen.

Da ich keine Grafikkarte hatte, besorgte ich mir eine über eBay. Obwohl die Karte den Systemanforderungen entsprach, so muß ich doch zugeben, daß es da ein Problem gibt. Es handelt sich um eine Matrox Millennium G400 16 MB die von Compaq hergestellt wurde. Unter Windows ME habe ich es nicht geschafft, die Karte vernünftig an's Laufen zu bekommen - außer in der Einstellung als VGA-Grafikkarte. Das Problem tritt nicht so sehr während des Arbeitens auf, sondern beim Herunterfahren. Mit den Matrox-Treibern bekomme ich dann immer einen blauen Bildschirm und der Rechner hängt sich auf. Beim ersten Verwenden der Matrox-Treiber unter OS/2 hatte ich damit auch schon gerechnet. Ich brach den Systemabschluß ab und stellte um auf VGA. Zu unrecht, wie sich später herausstellte. Mit den Matrox 2.54 Treibern für OS/2 arbeitet die Karte perfekt bei 1200 X 1024 und 16 Bit Farbtiefe - was der höchsten Auflösung entspricht, die ich ausprobiert habe. (Da ich drei PC's über einen Umschalter angeschlossen habe, sind alle auf eine andere Auflösung eingestellt, damit ich jeweils eine randloses Bildschirmdarstellung habe, ohne an den Videoeinstellungen herumtüfteln zu müssen.) Wenn ich das alles nochmals machen müsste, würde ich allerdings eine Original-Matrox anstelle eines Compaq-Nachbaus einsetzen. Ich bin mir nicht sicher, ob das der alleinige Grund für den Hänger in Windows ME ist, nehme aber stark an, daß es einen Unterschied zwischen den von Matrox- und den von Compaq hergestellten Karten gibt.

Als Restposten aus dem Umbau eines anderen Gerätes hatte ich noch eine 18GB UltraWide SCSI-Festplatte, daher brauchte ich lediglich einen Adaptec 2940UW- Controller zu besorgen, den ich ebenfalls bei eBay fand - und zwar ein Originalgerät von Adaptec. Da ich beabsichtigte, den Rechner als Teil meines Heimnetzwerks zu benutzen, kaufte ich noch eine 3COM 3C905C-TX Netzwerkkarte - ebenfalls über eBay. Der Grund, warum ich ausgerechnet diese Modelle besorgt habe, ist einfach: Ich hatte bereits Exemplare davon unter OS/2 im Einsatz. Ich hatte die Treiber dafür, wusste, wie die Komponenten sich verhielten und kannte ihre Eigenheiten. Wenn Sie also momentan bestimmte Karten einsetzen und damit zufrieden sind, schlage ich vor, daß Sie diesen Modellen einfach auch weiter treu bleiben. Die Gesamtkosten beliefen sich bis zu diesem Punkt auf ungefähr 425,00 US-Dollar, was um einiges unter dem liegt, das ich hätte ausgeben müssen, wenn ich wieder bei Null angefangen hätte.

Ich verwende einen Belkin OmniView SE 4-Port-Umschalter für Tastatur, Maus und Monitor. Daran angeschlossen sind mein Desktoprechner, der Daten- und Druckserver und - sofern am Netzwerk angeschlossen - mein Laptop. Das spart einiges an Platz auf dem Schreibtisch. Wenn ich auf einem der Rechner OS/2 starte, lasse ich den Umschalter bis zum Abschluß des Startvorgangs auf dieses Gerät eingestellt. Tue ich das nicht und schalte zwischenzeitlich auf ein anderes Gerät um, kommt es schon 'mal vor, daß während des Bootvorgangs dann Tastatur oder Maus nicht erkannt werden.

Ich habe dann alle meine Anwendungen installiert und seitdem läuft der Rechner im Netz. Zur Installation der Treiber für den Adaptec 2940UW unter OS/2 habe ich entsprechende Disketten erzeugt. Ein paar kleine Unschärfen beim Netzwerkbetrieb muß ich zwar noch ausbügeln, aber der PC läuft stabil. Heute habe ich 'mal versucht, den Drucker über's Netz freizugeben, und es hat wunderbar funktioniert. Läuft genauso wie's sein sollte und das Drucken von meinem Arbeitsplatz aus geht schneller als vorher. Außerdem erspart mir das zwei zusätzliche Druckerkabel und einen A/B-Umschalter.

Für alle, die Lust auf's Nachbauen bekommen haben, hier noch der Hinweis, daß ich erst kürzlich folgende Komponenten bei PC Progress erworben habe und einen weiteren, baldigen Umbau eines AT Gehäuses vornehmen werde:

zu einem Gesamtpreis von weniger als 325,00 US-Dollar einschließlich Porto- und Versandkosten. Das USB-Adapterkit ist übrigens eine Steckplatzblende mit zwei USB-Anschlüssen und einem internen Verbindungskabel zu den entsprechenden Anschlüssen auf dem Mainboard. Die Lieferung entsprach in Umfang und Inhalt genau meiner Bestellung und erfolgte innerhalb der angegebenen Lieferzeit. Ich habe weder bestimmte Beziehungen noch spezielle Vereinbarungen mit dem Händler. Ich habe die Bestellung anhand der Angaben auf der Webseite des Händlers über's Telefon gemacht.

Unter Berücksichtigung der Tatsache, daß selbst die preiswertesten PC's immer noch ein paar hundert Dollar mehr kosten, macht es durchaus Sinn, den einen oder anderen Dollar zu sparen und aufzurüsten. Außerdem macht's auch noch Spaß.


Quellenverzeichnis:
Adaptec: http://www.adaptec.com
GigaByte: http://www.gigabyte.cole
Hobbes http://hobbes.nmsu.edu/cgi-bin/h-browse?sh=1&dir=//pub/os2
Indelible http://www.indelible-blue.com
PC Progress http://www.pcprogress.com

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